#13 Die Selbstzweifel-Killer-Übung
Wenn ich Frauen fragen, was derzeit ihre größte Herausforderung ist, dann brauche ich meist nicht lange zu warten bis dieses unsympathische Wörtchen Selbstzweifel auftaucht. Und ganz ehrlich, mein Hirn stöhnt dann auch gern als erstes "oh ja, kenn ich so gut, ist echt Scheiße". So gut ich an manchen Tagen selbst mein (Selbst-Zweifel-Mit-)Leid klagen könnte, so bewusst ist mir auch wenig hilfreich das für uns beide ist ;) Also stelle ich dir heute meine ultimative Selbstzweifel-Killer-Übung für dein Selbst-Coaching vor und enthülle was eigentlich sehr oft hinter unseren Selbstzweifeln steckt.
Ja gut, vielleicht ist KILLER etwas übertrieben. Wer mich (schon ein bisschen) kennt, der weiß, dass das mit dem Killen nicht so mein Ding ist ;) Ich steh' mehr drauf sich erst einmal möglichst entspannt bewusst zu machen was halt einfach gerade da ist, wie angenehm oder unangenehm das auch immer sein mag. Erst dann ist es erfahrungsgemäß sinnvoll einen Weg zu finden, wie du und ich am besten DAMIT umgehen können, anstatt es einfach nur weg-machen zu wollen. Durch die inneren Widerstände, die durch das Weg-machen-wollen entstehen, wird es nämlich meist nur NOCH unangenehmer und intensiver.
So gesehen ist es wohl mehr eine
Selbstzweifel-Bewusstmach-und-Entspannungs-Übung
Ja eh, klingt eindeutig weniger spektakulär, ist dafür umso nachhaltiger wirksam!
Vor allem dann, wenn man sich von der (durchaus verlockenden) Idee befreit, dass alles nach EINmaligem HexHex für IMMER gelöst ist. Eine Übung verlangt nach Wiederholung, diese jedenfalls - nämlich immer dann, wenn dich die Selbstzweifel mal wieder völlig vereinnahmen und dich daran hindern das zu leben, was du eigentlich wirklich leben willst!
Wie kannst du deine wild-gewordenen Selbstzweifel also zähmen?
Am besten geben wir ihnen mal einen Namen. Dann wird es gleich mal ein bisschen persönlicher und einfacher mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Hm, wir wärs mit... Gulliver.... vermutlich nicht jedermanns Geschmack, aber für mich passt der Name gerade perfekt. So heißt nämlich das kleine Kalb, das bei unserem weihnachtlichen Bauernhofbesuch, nach anfänglicher sanfter Kontaktaufnahme immer wilder wurde und schließlich mehrfach versucht hat mich umzuschupsen. Meine Selbstzweifel machen das ziemlich ähnlich ;)
Bitte suche dir im ersten Schritt also einfach einen Namen aus, der für deine Selbstzweifel am besten passt. Und vielleicht ist es ja bei dir kein Kalb, sondern ein aufgedrehter kleiner Kläffer, der dringend etwas Entspannung bräuchte...
Im zweiten Schritt schauen wir uns an, was es an diesen *%$*! Selbstzweifeln bitteschön zu würdigen gibt... Also nur mal angenommen Gulliver meint es wirklich gut mit mir... was würde er dann für mich tun?
- Gulliver will mich (vor negativen Erfahrungen) beschützen
- Gulliver will also für meine Sicherheit sorgen
- Gulliver will mich fit machen für mögliche Kritik von Außen
- und und und
Lieb von ihm... zumindest gut gemeint. Auf jeden Fall ein kleines bisschen versöhnlich und wert es sich genauer anzuschauen.
Jetzt geht es darum wirklich aufmerksam und ehrlich hinzuhören, was Gulliver
tatsächlich zu sagen hat. Ein paar Beispiele, die dir vielleicht bekannt vorkommen:
- Du bist einfach zu blöd (zu jung, zu alt, zu schüchtern, zu ...) dafür!
- Das kriegst du sowieso nicht hin!
- Sei doch einfach zufrieden mit dem was du hast!
- Sie werden dich auslachen! Das ist voll peinlich!
- Das ist doch alles Zeitverschwendung!
- und und und
Erst wenn du wirklich alles gehört und aufgeschrieben hast ist es Zeit herauszufiltern, welche Bedenken ev. berechtig sind und welche nicht. Erstere wollen dann auch ernst genommen und berücksichtigt werden. Da braucht es in einer Situation vielleicht eine Änderung deiner Einstellung, ein anderes mal verlangt es bestimmte Risiken nochmal genauer abzuklären etc. Für die unberechtigten Sorgen gilt es kräftige Argumente zu finde, die die Zweifel zu beruhigen oder auch zu widerlegen. Mach' das alles unbedingt schriftlich oder bitte eine Person deines Vertrauens darum dir zuzuhören und deine Zeugin zu sein.
So kann sich Gulliver immer mehr entspannen, was zur Folge hat, dass du und ich vom Grübeln auch wieder gelassen ins Tun kommen können.
Und hier nochmal die Übung im Schnelldurchlauf 1. Gib' deinen Selbstzweifel einen Namen und eine Form (z.B. ein Tier, eine Märchenfigur etc.)!
2. Überleg' dir (in versöhnlicher Stimmung), was er/sie dir Guten wollen könnten!
3. Hör' genau hin, welche Bedenken er/sie äußert und schreib' alles auf was kommt!
4. Unterscheide in berechtigte und unberechtigte Zweifel!
5. Finde kräftige Argumente um unberechtigte Zweifel zu beruhigen oder zu widerlegen!
6. Wertschätze und berücksichtige berechtigte Bedenken!
Und das aller aller Wichtigste: Schließe Freundschaft mit "deinem Gulliver"!
Das bringt dich 1000mal weiter, als wenn du ständig gegen ihn ankämpfst, weil es dir auf Dauer Unmengen an Energie spart! (wenn du dich jetzt fragst wie das gehen soll, dann hab' bitte noch kurz Geduld - es wird gleich noch klarer werden)
Das war meine Empfehlung auf Verstandes-Ebene damit umzugehen. Jetzt bestehen wir Menschen ja aber zum Glück - für manche auch zu deren Leid - aus mehr als nur Verstand. Und so lässt sich für mich auch relativ einfach herleiten...
was eigentlich oft hinter unseren Selbstzweifel steht!
Wir werden nämlich meist dann mit Selbstzweifeln geplagt, wenn wir mit einer Situation konfrontiert werden, die in uns unangenehme Gefühle auslösen. Da wir diese aber nicht spüren wollen bzw. gelernt haben sie nicht zu fühlen, reagieren wir mit Selbstzweifeln. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir die Strategie entwickelt haben Gefühle in den Kopf zu verschieben - sie also zu intellektualisieren. So gesehen ist Gulliver dabei eine echte Unterstützung. Er hilft uns diese unangenehmen Gefühle nicht fühlen zu müssen, da er viel zu präsent ist und unsere ganze Aufmerksamkeit in den Kopf lenkt.
Willst du daran nun aber etwas ändern, weil du dich vielleicht sogar bewusst entscheidest, dass die ständigen Selbstzweifel unangenehmer sind, als die unangenehmen Gefühle dahinter zu fühlen, dann könntest du Gulliver als Erkennungszeichen nutzen und dich jedesmal wenn er auftaucht fragen: "Was vermeide ich gerade zu fühlen?"
Unsicherheit? Ärger? Scham? Schuld? Frust? Angst? Ohnmacht? Und dann fühl' das mal, lass es da sein, mach' es groß und zwar völlig ohne in ein Drama zu gehen, einfach still beobachten und zuschauen wie sich das Gefühl dadurch mit der Zeit auch verändern und sich wieder verflüchtigen kann. Dabei hilft es vermutlich, wenn du dir bewusst machst, dass dir diese Gefühle (genauso wie Gulliver) nichts schlechtes wollen. Ganz im Gegenteil. Wenn wir lernen diese Gefühle entsprechend zu erleben und zu nutzen, dann entfaltet sich genau die Kraft, die wir gerade brauchen. Das klingt im ersten Moment echt komisch, wenn nicht sogar ziemlich abgehoben. Und es wird natürlich auch nicht von heute auf morgen zur Normalität. Schließlich hat es ja auch Jahre gebraucht zu lernen und zu festigen wie wir Gefühle verdrängen und verschieben können. Aber ich weiß, dass es möglich ist eine neue Gefühlskultur für sich selbst zu schaffen und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass das auch im größeren Stil möglich ist!
Es ist eine so wertvolle Fähigkeit, die so unglaublich mehr Gelassenheit und Tiefe in dein Leben bringen kann! Freundschaft (mit Gulliver und überhaupt) mit dir selbst, ist dir auf diesem Weg langfristig auf jeden Fall garantiert!
Und jetzt stell' dir vor was das für eine Welt sein könnte... <3
Starten muss allerdings jeder bei sich selbst! Das alles kannst du natürlich durchaus im Alleingang lernen (vor allem wenn du ähnlich freakig drauf bist wie ich und auf alles selbst drauf kommen musst ;) und dir zudem die Zeit und den Ausbildungsaufwand auch gönnen möchtest). Oder du nimmst die Abkürzung, indem du dir Unterstützung erlaubst. Für alle, die wirklich wollen, bin ich gerne da und freu' mich zweifelsfrei darauf :)
Ich wünsche dir von Herzen erholsame Selbstzweifel-Entspannungszeit!
Alles Liebe & Lebensfrische,
Conny P.S. Das nächste AufDankTraining startet wieder am 26. Jänner 2018. Die Übungen und Methoden, die wir dort gemeinsam in der Gruppe erleben sind genau dabei hilfreich, mehr in die Achtsamkeit, in den Körper und in Kontakt mit dir zu kommen. Dann haben auf Dauer zermürbende Selbstzweifel keine Chance mehr dich fertig zu machen!