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#17 Mit der Kraft der Bananenschale zu mehr Leichtigkeit im Leben

Da saß ich nun "jung, dynamisch, talentiert (haha)" auf der Psycho-Couch des Dr. So-und-so und heulte mir die Augen aus. Es war furchtbar! ...doch gleich würde er mir die Antwort zur Lösung all meiner Probleme offenbaren! ...glaubte ich jedenfalls. Denn scheinbar war es Zeit etwas ganz anderes zu lernen. Etwas, das mir in Zukunft noch sehr viel mehr Leichtigkeit schenken würde!

Bis ich das begriff, dauerte es allerdings etwas. Aber fangen wir mal von vorne an:

Wie war ich hier gelandet?

Wir schreiben das Jahr 2013. Ich war gerade in Ausbildung zur Dipl. Lebens- & Sozialberaterin und sollte dafür Einzelsupervisionsstunden nehmen. Fest entschlossen selbst eine grandiose Beraterin zu werden, hatte ich mich auf die Einheit natürlich vorbereitet und alles aufgeschrieben, was es in meinem Leben noch zu bearbeiten gab. Die Stunde bei Dr. So-und-so sollte ja auch gut genutzt sein ;)

Also erzählte ich - selbstverständlich mit der nötigen Ernsthaftigkeit - all meine offenen Baustellen. Je länger ich erzählte, umso mehr wurde mir bewusst wie bedauerlich meine Situation war. Ja sogar wie bedauerlich ich selbst war. Was ich alles nicht schaffte, wo ich überall unsicher war, wo ich nicht wusste wie es gehen könnte,...

Einige rotzige Taschentücher später war alles gesagt. Dr. So-und-so hatte mir die ganze Zeit geduldig zugehört. Schluchzend und schnäuzend hob ich den Blick und fragte betroffen "Und was mach' ich jetzt?". Innerlich versuchte ich mich wieder zu fassen, schließlich durfte ich jetzt vor lauter Emotionalität nicht die weisen Worte verpassen, die zur Lösung all meiner Probleme führen würden. Ich wartete. Ich war bereit.

Doch statt mir ganz professionell, wie ich es erwartete, meine Frage zu beantworten, schaute er mich einfach nur ganz entspannt an. Was war denn mit dem los? Hatte er nicht verstanden wie furchtbar das alles für mich war? Und wo blieb' meine ersehnte Antwort? Ich wurde ungeduldig!

Da! Endlich! Seine Lippen formten sich zu einem milden Lächeln. Mit warmherzigen Augen schaute er mich an um mir dann mit leicht süffisantem Unterton zu offenbaren:

Man muss schon auf der Bananenschale ausrutschen,

um lernen zu können

über sich selbst zu lachen!

WAS??? War das sein Ernst?

Ich war völlig irritiert. Irgendwie schaffte ich es aus seiner Praxis zu flüchten.

So ein Idiot. Lässt mich da ewig lang erzählen, sitzt einfach nur so da und schaut mir beim Heulen zu um mich dann mit so einem billigen Kalenderspruch abzufertigen. Tzzz! Was meinte er überhaupt damit? Verdammt, ich hätte ihn fragen sollen. Wer ist jetzt der Idiot? ....

Langsam beruhigte ich mich wieder und die Worte klangen immer und immer wieder in mir nach:

Man muss schon auf der Bananenschale ausrutschen, um lernen zu können über sich selbst zu lachen... aha... man muss also ausrutschen... dann lernt man was... lernen über sich selbst zu lachen... mhm... über sich selbst lachen...

Langsam, gaaaaanz laaaaangsam sickerte es... und als die Worte wirklich in mir ankamen, spürte ich ein dezente Schamesröte aufsteigen. Ich musste schmunzeln. Dann lachen. Unglaublich. Es war so befreiend! Ich musste einfach lachen! Über mich, über diese Bananenschalen-Baustellen in meinem Leben, über meine Ernsthaftigkeit, über mein Drama in das ich mich selbst hinein gesponnen hatte, und über diesen wenig eleganten Bananenschalen-Ausrutscher bei Dr. So-und-So!

Ja, es war peinlich! Aber vor allem war es so erleichternd das zu erkennen!

Ja, natürlich gab es da nach wie vor Baustellen in meinem Leben. Aber nichts was nicht Schritt für Schritt irgendwie bewältigbar war.

Leben halt... Ich halt :)

Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen.

Und ich, mit all meinen Sonnen- und Schattenseiten.

Ja, es ist nicht immer leicht über sich selbst zu lachen. Da stehen und oft so manche Schutzstrategien im Weg (z.B. Stolz, Perfektion,...), die uns vor vermeintlichem Schaden bewahren wollen (z.B. Angst vor Ablehnung,...). Doch bei genauerem Hinsehen und Hinfühlen, machen es uns diese Strategien auf Dauer schwerer als nötig.

Vielleicht trifft es nicht ausnahmslos auf alle zu, aber ich vermute stark, dass uns eine gelungene Portion Selbsthumor insgesamt entspannter, gesünder, widerstandsfähiger, erfolgreicher, glücklicher und sogar für andere sympathischer macht.

Übrigens:

Selbsthumor ist die Fähigkeit eines Menschen, seinen eigenen Unzulänglichkeiten sowie alltäglichen Herausforderungen und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen!

(...und weil wir gerade dabei sind, diese Definition hab ich peinlicherweise gekonnt von der wikipedianischen Definition von Humor abgeleitet, aber gut, ich kann ja einfach drüber lachen...)

Falls es dir (eher noch) schwer fällt über dich selbst zu lachen, kann ich dich beruhigen :) Erstens weil du damit ganz sicher nicht alleine bist und zweitens weil es durchaus Möglichkeiten gibt, wie du deine Fähigkeit zum Selbsthumor stärken kannst.

Die zwei wichtigsten Voraussetzung um entspannt (also nicht gekünstelt, gezwungen, übertrieben,... wie es auch manchmal als Schutzstrategie betrieben wird) über sich lachen zu können, sind für mich:

1. Sich selbst gut kennen

Bzw. sich selbst immer besser kennenzulernen. Und zwar wirklich auch in der Tiefe. Je besser wir uns selbst verstehen, unsere Denkmuster kennen genauso wie unsere typischen Verhaltensweisen, vor allem auch unsere Schattenseiten, inneren Wunden und Triggerpunkte, umso bewusster fällt es uns auf, wenn wir drauf und dran sind auf eine dieser Bananenschalen zu treten oder auch schon ausgerutscht sind. Dadurch erkennen wir viel schneller "aja, da war was... wiedermal...", was uns vor übermäßigem Ärger oder Drama bewahren kann. UND...

2. Sich selbst mögen

bzw. sich selbst immer mehr zu akzeptieren, mit allem was (gerade) zu einem gehört. Ja klar, sich selbst lieben ist natürlich schön, kann aber auch schon wieder stressen, wenn wir meinen Selbstliebe als Ziel erreichen zu müssen. Wie diese wunderbare Frau, die letztens mitten im Coachingprozess sagt "ma ja, ich MUSS wirklich noch mehr Selbstliebe entwickeln". In solchen Fällen zitiere ich dann gerne den Titel des Buches "Ich bleib' so scheiße wie ich bin" - das ist wahre Selbstliebe :) zumindest für Freunde des Selbstoptimierungswahns.

Und zu guter Letzt weißt du genauso gut wie ich, dass es rein gar nichts bringt nur zu wissen, dass über sich selbst zu lachen das Leben erleichtert.

Die Kunst liegt darin,

sich im ENTSCHEIDENDEN Moment daran zu ERINNERN.

Oder auch erinnern zu lassen - z.B. von Dr. So-und-so oder von den Bananenschalen die dir immer mal wieder auf der Nase herum tanzen oder heute mal von mir.

Und sollte es dir wirklich mal garnicht gelingen dich selbst zu mögen, dann gib Bescheid!

In diesem Sinne, genieß' das Leben und deine menschliche Unvollkommenheit ;)

Alles Banane, Eure Conny

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