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#8 Wie die Traurigkeit uns Kraft schenkt

Die Blätter fallen von den Bäumen, es wird kühler, dunkler,...

Das wird auch bei meinen Klientinnen spürbar. Ihre aktuellen Herausforderungen scheinen die Herbststimmung zu spiegeln und so zieht sich diese Woche das Thema "Traurigkeit" durch meine Beratungen. Schnell wird damit eine gewisse Schwere verbunden. Die ist jedoch garnicht unbedingt nötig, wenn wir die Traurigkeit mal unter einem anderen Blickwinkel betrachten, der uns mehr Leichtigkeit und Zuversicht verschafft.

Und da es ja sein könnte, dass es dir oder einem Menschen in deiner Umgebung vielleicht gerade ähnlich geht, hab ich mir gedacht ich teile heute zwei Klientinnen-Geschichten mit dir - mit dem Wunsch, dass die beiden Fallbeispiele, gepaart mit meine Gedanken und psychologischen Hintergründen über die Trauerkraft, auch für dich hilfreich sind!

JA genau, in der Trauer steckt eine KRAFT :)

Aber jetzt mal von vorne...

(Anmerkung: Bei allen Fallgeschichten, die ich hier anonymisiert veröffentliche, habe ich vorab ein schriftliches Einverständnis der KlientInnen erhalten! Denn als Lebens- & Sozialberaterin unterliege ich der Verschwiegenheitspflicht, die ich selbstverständlich einhalte!)

Gestern war eine bezaubernde junge Frau bei mir in der Praxis. Sie ist grundsätzlich sehr zufrieden wie es in ihrem Leben läuft, hat einen schönen Beruf, liebt ihren Freund, geht Ausbildungen und Hobbies nach, die ihr Freude machen, sorgt für ihre persönliche Weiterentwicklung... Alles wunderbar... Und dennoch ist sie manchmal einfach traurig! Ihr Umfeld kommuniziert ihr klar, "zieh' uns nicht runter mit deiner Depri-Stimmung", also versucht sie sich selbst zu helfen, sich da raus zu holen. Mit den Tools, die sie sich bereits selbst angeeignet hat, gelingt ihr das auch immer wieder. Doch ich spüre deutlich, da fehlt was...

Diese Traurigkeit erfährt gerade auch eine engagierte Mutter mit ihrem 8jährigen Sohn. Der Wohnortwechsel der beiden war begleitet von einer "wütenden Phase" des Sohnes. Die Mutter ist froh, dass nun wieder Ruhe eingekehrt ist, doch seit einiger Zeit sagt dieser nun häufiger "Mama, ich bin so traurig". Seine Mama ist ratlos wie sie damit umgehen soll, versucht ihn zu trösten, ihm zu erklären, dass sie ja selbst gerne mehr für ihn da wäre, jedoch auch für den Lebensunterhalt sorgen und arbeiten gehen muss.

Ich denke solche und ähnliche Situationen kennen wir alle. Und ich denke, es braucht gar nicht viel. Was, meiner Meinung nach, einfach oft "fehlt" ist ein neues Verständnis der Traurigkeit und ein achtsames Gegenüber. Ein Mensch bei dem diese drei Menschen (die junge Frau, die Mutter, der Sohn) einfach auch mal traurig sein dürfen und trotzdem geliebt werden. Ein Mensch der versteht, dass Gefühle völlig in Ordnung sind, zum Leben dazu gehören, uns lebendig machen. Und uns in erster Linie dabei unterstützen, das zu bekommen und zu erreichen was wir wollen. Gefühle weisen uns auf erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse hin. Es klingt fast ein bisschen hart... doch letztendlich ist alles was wir tun, in diesem einen Moment unser bester Versuch, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Die Traurigkeit weist uns darauf hin, dass wir uns ein Bedürfnis, das wir haben (gerade bzw. noch) nicht erfüllen können oder wollen. Und hilft uns dabei emotional zu verstehen "es ist wie es ist".

Es ist ja wirklich paradox. Auf der einen Seite scheinen Loslassen und Annehmen gerade voll im "Trend" zu sein. Überall finden sich Blogartikel, Bücher und Beiträge über alle möglichen Strategien. Auf der anderen Seite verweigern wir die ganz natürliche Kraft in uns zu nutzen, die schlichtweg genau dafür gemacht und zuständig ist Loszulassen was nicht mehr ist und Anzunehmen was ist - die Traurigkeit!

Was uns "runter zieht" sind nicht die Gefühle selbst - sondern der Energieverlust den wir in Kauf nehmen, wenn wir die Traurigkeit wegmachen, verleugnen, verdrängen oder unterdrücken (bewusst oder unbewusst)! Das raubt uns unsere wertvolle LebensKraft!

Wir können Traurigkeit genau ab dem Zeitpunkt als Kraft nutzen, sobald wir sie nicht mehr als "falsch" oder "schlecht" beurteilen - sondern ihren Sinn und Wohlwollen erkennen. Dann interpretieren wir die Traurigkeit als "richtig" und "gut" - können also ehrlich würdigen, dass sie da ist, sie konstruktiv für uns nutzen und ganz automatisch stellt sich dann die Freude ein.

Aber glaub' mir bitte nichts von dem einfach so, sondern probier' es für dich selbst aus und mach deine eigenen Erfahrungen!

Ich kann dir nur berichten, seitdem ich das für mich begriffen habe, bin ich so viel entspannter mit meinen eigenen Emotionen und genauso auch mit den Emotionen anderer (z.B. meiner zweijährigen Tochter). Das macht echt viel Energie frei, die ich seither für so viel coolere Dinge nutzen kann, anstatt sie weiterhin in meinen eigenen inneren Stress zu investieren.

In diesem Sinn, lass' es fließen ;)

Alles Liebe & Lebensfrische,

Eure Conny

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