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#5 Wie gefühlskompetent bin ich?

Gefühle - ein echt heikles und (no na ned) emotionales Thema! Sie gehen uns so nahe und sind uns doch oft so fern und fremd. In meinem letzten Artikel bin ich speziell auf die sogenannten positiven Zustände eingegangen, die mehr eine Fähigkeit als ein Gefühl darstellen. Eine Idee, die wir bewusst für unser Wohlbefinden nutzen können, indem wir uns dafür engagieren, Zustände der Dankbarkeit, der Liebe oder des Vertrauen aktiv in uns zu kultivieren.

Heute möchte ich eine Lanze für die sogenannten negativen Gefühle brechen.

Und damit sind wir auch schon mitten im Kernproblem des Themas:

Die BEWERTUNG von Gefühlen in gut und schlecht!

Überprüfe einmal für dich selbst:

  • Wie geht es dir, wenn du jemand anderen weinen siehst?

  • Was machst du, wenn dir selbst zum Weinen zumute ist?

  • Wie gehst du damit um, wenn du dich in oder vor einer bestimmten Situation fürchtest?

  • Was geht in dir vor, wenn dir etwas sehr peinlich ist?

  • Wie reagierst du, wenn ein Mensch in deiner Umgebung wütend wird?

  • Wie fühlt sich deine eigene Wut an und wie denkst du darüber?

Wie bei vielen Dingen im Leben, haben wir auch bei Gefühlen meist sehr früh gelernt diese zu beurteilen und entsprechend dieser Bewertung bzw. nach dem Vorbild unserer Bezugspersonen damit umzugehen.

Bei negativ bewerteten Gefühlen heißt die (fast schon allgemeingültige) Handlungsempfehlung meist: "MACH'S WEG!"

Ein gut gemeintes "Da brauchst ja nicht weinen!" oder ein schärferes "Jetzt reiß' dich zusammen!" kennt vermutlich jeder von uns nur all zu gut. (Kleine) Kinder glauben was Erwachsenen ihnen sagen und verstehen schnell, dass ihr Gefühlsausdruck wenig oder gar nicht erwünscht ist. In Folge lernen sie ihre Gefühle in Schach zu halten oder auch zu unterdrücken. Es liegt auf der Hand was geschieht, wenn diese Kinder erwachsen geworden sind und selbst Kinder bekommen. Sie sind (emotional) völlig überfordert mit dem freien Gefühls-Ausdruck ihrer Kinder.

So wie ich vor zwei Jahren!

Unsere Tochter Helena war gerade einmal zwei oder drei Wochen alt, als mein "Gefühlskompetenz-Intensivkurs" begann. Dieses kleine Wesen schrie und schrie und schrie - über eine Wochen lang JEDEN Abend über ein bis drei Stunden. Zuerst versuchten mein Mann und ich fieberhaft herauszufinden warum sie so schrie. Gesundheitlich war alles in Ordnung. Hatte sie vielleicht trotzdem körperliche Schmerzen? War ihr heiß, kalt? Hatte sie Hunger, Durst? Wollte sie mehr Nähe, weniger Nähe? und und und... Herumtragen, Stillen, Ablenken, Reden, Schaukeln, Massieren,.... all unsere Versuche ihr Schreien zu stoppen waren erfolglos. Bis wir ENDLICH unsere "Machs-Weg-Versuche" aufgaben. Wir hörten auf gegen Helenas Schreien und vor allem gegen sämtliche Gefühle, die ihr Schreien bei uns selbst auslöste, anzukämpfen und entschieden uns einfach da zu sein - mit allen Gefühlen die eben auch da war. So liebevoll und annehmend wie es mir nur möglich war hielt ich sie in meinen Armen, hörten ihr zu, fühlte meinen eigenen emotionalen Schmerz und ließ' hin und wieder eine Träne kullern während ich tief und ruhig ein uns aus atmete... bis die kleine Helena und ich völlig erschöpft aber friedlich einschliefen. Nach zwei oder drei weiteren Abenden war "der Spuk" so schnell vorbei wie er gekommen war.

Nach dieser Erfahrung habe ich nicht nur intellektuell, sondern durch und durch verstanden:

Wir leiden nicht an bestimmte Gefühle an sich, sondern an unserer Bewertung der Gefühle und unserem Kampf dagegen - mit dem Ziel, sie nicht fühlen zu müssen.

Gefühle gehören nicht nur zum Leben dazu, sie machen das Leben aus. Und zwar ALLE Gefühle!

Kompetent mit Gefühlen umzugehen bedeutet für mich demnach, sie weder zu beschneiden noch sie dramatisch auszuleben. Auch das ach-so-reflektierte-Rationalisieren von Gefühlen ist nur eine weitere Form der Verdrängung und bringt uns mehr Schein-Heiliges als tatsächlichen Frieden in uns... ich spreche aus Erfahrung ;P

Authentische Gefühlskompetenz braucht, meiner Meinung nach, eine große Portion Achtsamkeit und die Fähigkeit

  • eigene Gefühle (und in Folge auch die anderer) frei von Verurteilung zulassen zu können

  • wahrnehmen zu können (vor allem auf körperlicher Ebene)

  • undramatisch & achtsam beobachten zu können und

  • das tiefe Vertrauen, dass sich Gefühle entspannen und dadurch "von selbst wieder gehen", wenn sie erst einmal da sein durften und gesehen/ gefühlt wurden.

Stellt sich nur noch die Frage: Und was bringt dir diese Gefühlskompetenz???

Hm, berechtigte Frage... Es kommt darauf an, was du daraus machst! Vielleicht weniger stressige Situationen. Vielleicht mehr Gelassenheit. Vielleicht bereichernde Begegnungen und liebevolle Beziehungen. Vielleicht ein Gefühl von Zuhause-Sein. Vielleicht weniger psycho-somatische Beschwerden. Vielleicht mehr Selbstmitgefühl. Vielleicht sogar tiefer innerer Frieden. Oder was ganz was anderes.

Finde es heraus!!

Ich würde mich sehr freuen von dir zu hören, welche Erfahrungen DU gemacht hast & was Gefühlskompetenz für DICH bedeutet!

Alles Liebe & Lebensfrische,

Deine Conny

P.S. Vielleicht interessiert dich auch der Artikel "Wie die Traurigkeit uns Kraft schenkt" - den findest du hier! P.P.S. wenn du deine Gefühlskompetenz unter Begleitung und in einer Gruppe von Gleichgesinnten stärken möchtest, dann könnte das AufDankTraining genau das Passende für dich sein!

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